Wirtschaft braucht Raum…

    Was steckt hinter dem «Wirtschaftsareal-Boom» in der Region?

    Wirtschaft brauche Raum, um florieren und innovativ sein zu können. Dazu müssen Areale optimal und vor allem zeitnah weiterentwickelt werden. Das sagen die Expertinnen und Experten der Handelskammer beider Basel und des Gewerbeverbandes Basel-Stadt. Jetzt, wo viele neue Gewerbegebiete in der Region entstehen, stellt sich eine zentrale Frage: Welche Bedürfnisse muss die Raumplanung berücksichtigen, damit solche Grossprojekte wie zum Beispiel die Werkarena als Gewerbepark mittelfristig rentieren?

    (Bild: Kanton Basel-Stadt) Die bedarfsorientierte Weiterentwicklung bei Gewerbe- und Industriearealen ist notwendig, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben.

    «Sei es das Transformationsareal Klybeck, das Entwicklungsgebiet Salina Raurica oder das Wirtschaftsareal Bachgraben. Viele ehemalige Industrieareale in der Region Basel sind im Umbruch. Aber auch in der Agglomeration muss die Raumplanung künftig unterschiedlichste Bedürfnisse wie Freizeit und Wohnen berücksichtigen. Unser Anliegen ist es, die Ansprüche der Wirtschaft aufzuzeigen. Denn die Raumentwicklung hat direkten Einfluss auf die Attraktivität unseres Wirtschaftsstandortes.» Das sagte Martin Dätwyler, Direktor der Handelskammer beider Basel anlässlich des Events «Zone Zukunft» im September 2021. Eine erfolgreiche Wirtschaftsregion brauche neben gut qualifizierten Arbeitnehmenden und einem wettbewerbsfähigen Steuersystem auch ausreichend geeignete Wirtschaftsflächen.

    Und so sorgte in diesem Zusammenhang eine Meldung des Präsidialdepartementes Basel-Stadt für leichte Aufregung, wonach im Spätsommer 2021 eine signifikante Erhöhung beim Leerstand von Geschäftsräumlichkeiten registriert worden sei: Gemäss der vom Schweizerischen Verband der Immobilienwirtschaft beider Basel (SVIT) durchgeführten Erhebung im Geschäftsbereich habe sich das Angebot an leerstehenden Geschäftsflächen in den beiden Basel um 15 Prozent von 327’000 auf 375’000 Quadratmeter erhöht. Im Stadtkanton stieg die Leerstandsfläche um 64’000 (+53 Prozent) auf knapp 185’000 Quadratmeter, im Landkanton dagegen nahm sie um 16’000 (-8 Prozent) auf knapp 191’000 Quadratmeter ab. Die Veränderungen im Stadtkanton sind hauptsächlich auf grössere Leerstände bei den Büroflächen zurückzuführen. Unter anderem auch als Folge der Pandemie-Massnahmen. Aber auch bei den Lager-, Gewerbe- und Ladenflächen hätten die Leerstände teilweise stark zugenommen. Im Landkanton wurde nur bei den Büroflächen eine Zunahme verzeichnet. Die gegenläufige Veränderung in den beiden Basel erhöhte den Anteil des Stadtkantons am gesamten Angebot von 37 auf 49 Prozent.

    (Bild: zVg / Werkarena) Für KMU optimal konzipierte Gewerbeflächen wie beispielsweise die Werkarena Basel sind wichtig.

    Mehrere Areale mit grossen Entwicklungspotenzialen
    Basel sei aber immerhin in der glücklichen Lage, über mehrere Areale mit grossen Entwicklungspotenzialen zu verfügen. Freiwerdende Industrie- oder Güterareale, wie das Areal VoltaNord im St. Johann oder das Areal «klybeckplus» im Kleinbasel werden schrittweise für Wohnnutzungen geöffnet und zu attraktiven Stadtteilen transformiert. Dazu sagte Lukas Ott, Leiter der Kantons- und Stadtentwicklung: «Dort wird künftig nicht nur gearbeitet, sondern auch gewohnt. Natürlich werden die Areale im Zeichen des Klimaschutzes nach höchsten ökologischen Ansprüchen entwickelt. Im Richtplan ist zudem festgehalten, dass ein Drittel des neu geschaffenen Wohnraums preisgünstig sein muss. Die Transformationsareale stellen mit ihren Potenzialen für Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt eine riesige Chance für Basel dar.» (Quelle: Präsidialdepartement)

    Weiter geht der Leiter der Kantons- und Stadtentwicklung davon aus, dass Büro- und Gewerbeflächen zukünftig vermehrt unter Druck kommen: Einzelne Unternehmen hätten ihre Erfahrungen mit Home-Office bereits zum Anlass genommen, Büroflächen und damit Kosten zu reduzieren. Verstärkend komme hinzu, dass durch die Fertigstellung des zweiten Roche-Turms eine weitere Rochade auf dem Büromarkt anstehen wird. Es sei daher absehbar, dass es in den nächsten Jahren zunehmend schwieriger wird, Büroflächen zu vermieten. Umgekehrt würden Umnutzungen zu Wohnungen attraktiver. Bereits vor einiger Zeit habe die Kantons- und Stadtentwicklung eine Potenzialstudie zur Umnutzung von Büroflächen in Wohnraum in Auftrag gegeben. Dabei zeigte sich, dass Umnutzungsvorhaben von Büroflächen durchaus wirtschaftlich sein können.

    Forderungen an die Raumplanung
    Die Wirtschaft stelle daher klare Forderungen an die Raumplanung. Das ist der Tenor bei den verschiedenen Podiumsdiskussionen zum Thema. So wie zum Beispiel eingangs erwähnt bei «Zone Zukunft» oder bei der Auftaktveranstaltung «Standort Basel – goldener Boden für Gewerbetreibende?», welche Anfang November mit Kaspar Sutter (Vorsteher des Departements für Wirtschaft, Soziales und Umwelt) und Melchior Buchs (Geschäftsführer Business Parc Reinach) sowie mit der Startup Academy Basel und weiteren Exonenten veranstaltet wurde. Neben einer nachfrageorientierten Weiterentwicklung der bestehenden Wirtschaftsflächen sei die Abstimmung zwischen den beiden Basler Kantonen zentral. Von grosser Bedeutung seien auch mehr Flexibilität in der Nutzung und schnellere Prozesse in der Planung und der Genehmigung von Bebauungen. Die bedarfsorientierte Weiterentwicklung des Wirtschaftsraumes sei notwendig, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben, forderte Martin Dätwyler. Alle seien gefordert: Die Investoren, die künftigen Nutzerinnen und Nutzer bis hin zu Politik, Verwaltung, Gesellschaft und Wirtschaft.

    An optimaler Verkehrslage: Gewerbeparks und -Areale punkten mit ihrem Standort.

    Optimal konzipierte Gewerbeflächen für Startups
    Natürlich sind optimal konzipierte Gewerbeflächen auch wichtig für Startups aller Branchen, die sich in einer Peripherielage niederlassen müssen oder wollen. Das machten auch die Referentinnen und Referenten der Startup Academy Basel deutlich bei der Auftaktveranstaltung «Standort Basel – goldener Boden für Gewerbetreibende?» in der Werkarena Basel. Die Wahl der Location beziehungsweise eines Standortes sowie die Wahl der Arbeitsplatz-Form (Bürogemeinschaft, Co-Working, Gewerbe- oder Innovationspark und so weiter) ist und bleibt eine wichtige unternehmensstrategische Angelegenheit. Und so unterstütze man von Seiten der Startup Academy natürlich gut konzipierte Wirtschaftsareale wie die an verkehrstechnisch bester Lage an der Neudorfstrasse als Gewerbepark konzipierte Werkarena. Diese befindet sich noch in der Bauphase (Baubeginn war im Herbst 2019). Erste Einzüge seien ab Herbst 2021 geplant. Das Projekt «Werkarena» sieht mehrere oberirdische und unterirdische Geschoss vor, die durch Rampen für Fahrzeuge oder durch Warenlifte erschlossen sind. Wie genau das Gebäude ausgestaltet sein wird, sei von den Bedürfnissen der zukünftigen Nutzerinnen und Nutzer abhängig. Die «Werkarena» soll schätzungsweise 200 bis 400 Arbeitsplätze beherbergen können. Auch für den Gewerbeverband Basel-Stadt ist es eines der Leuchtturmprojekte in der Region: «Gewerbliche Betriebe benötigen viel Raum, gute Verkehrsanbindungen und eine kosteneffiziente Infrastruktur.» Und all das biete das Projekt «Werkarena». Wie die konkreten Ansprüche der künftigen Nutzer am besten erfüllt werden können, würde eine detaillierte Befragung der interessierten Mieterinnen und Mieter zeigen. Dann – und das sei einer der grossen Trümpfe dieses Projektes – werde das Gebäude exakt auf die Bedürfnisse der zukünftigen Mieter zugeschnitten. Das Areal eignet sich, so wurde kommuniziert, für alle Unternehmenstypen, insbesondere für das produzierende und handwerkliche Gewerbe. Die Lage – quasi mit einem Autobahnanschluss direkt vor der Haustüre – ist für transportintensive Unternehmen ideal. Nutzungskonflikte mit Anwohnern gibt es nicht. Daher sei der Standort auch für immissionsstarkes Gewerbe ideal.

    JoW, div. Quellen

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