Sicherheit als oberstes Gebot – Auch beim Abbau

    Ende Woche beginnt der Abbau an den «Herbschtmäss»-Standorten – Die Suva schaut genau hin

    Sobald an der Basler Herbstmesse die letzten Fahrten und Verkäufe abgewickelt sind, werden nächsten Sonntag viele fleissige Arbeitskräfte unter strengen Sicherheitsvorkehrungen den Abbau vollziehen. Für die meisten Schausteller, Bahnbetreiber und Verkaufsstand-Besitzer muss es ablauftechnisch aus Kostengründen und wegen des nächsten Einsatzes schnell gehen. Aber Planung und Sicherheit stehen dabei dennoch ganz oben auf der Prioritätenliste.

    (Bild: JoW) Alle, die sich an der Herbstmesse am Auf- und Abbau beteiligen, diesen planen und durchführen, akzeptieren die Bedingungen der Suva und unterstellen sich der «Sicherheits-Charta».

    Beim Messeaufbau und -Abbau gilt allerhöchste Sicherheitsstufe. In der Schweiz sterben jährlich etwa 100 Menschen bei Arbeitsunfällen – das sind 2,3 Todesopfer pro 100’000 Vollbeschäftigte. Die Schweiz steht zwar im Bereich Arbeitssicherheit gut da, aber jeder schwere Unfall mit gravierenden Folgen ist einer zu viel.

    Am meisten passieren Frakturen – am teuersten sind Verletzungen des Rückenmarks
    «Jeder verhinderte Unfall bedeute weniger menschliches Leid und tiefere Kosten», lässt die Suva mitteilen. In einer Hochrechnung mit Fällen von 2008 und 2009 und den daraus entstandenen Kosten während der ersten fünf Jahre für Heilung, Taggelder und Renten errechnete die Suva die teuersten Unfallarten. Der teuerste Unfall ist eine Verletzung des Rückenmarks. Eine einzige Rückenmarksverletzung kostet die Suva, respektive deren Prämienzahler, im Schnitt bis zu einer halben Million Franken oder in Einzelfällen sogar noch mehr. Ganz heikel und kostspielig in der Behandlung sind zudem Verrenkungen der Wirbelsäule (229’000 Franken) und Nervenverletzungen im Kopf- und Halsbereich (100’100 Franken). Ins Geld gehen allgemein vor allem Wirbelsäulen- und Nervenverletzungen. Frakturen in Hüfte und Oberschenkel können bis zu 54’100 Franken kosten. Auch eine einzelne Verrenkung eines Unterschenkels oder Fusses kostet insgesamt gegen 34’000 Franken. Im Durchschnitt aller Fälle kostet ein Unfall die Suva 5100 Franken. Am meisten Heilkosten im Total haben Frakturen an Unterschenkeln, Knöcheln und Füssen erzeugt (414 Millionen Franken). Verstauchungen und Zerrungen an Knien kosteten rund 290 Millionen Franken. Die Durchschnittswerte berücksichtigen laut Suva die Kosten der ersten fünf Jahre nach dem Unfall. Weitere Kosten wie vor allem für Renten könnten aber noch über Jahrzehnte anfallen. Die Kosten für einen einzelnen Fall könnten sich auf mehrere Millionen Franken summieren.

    Arbeitssicherheit hat beträchtlich zugenommen
    So ist es nicht verwunderlich, dass dieses Thema Jahr für Jahr auch bei grösseren Ereignissen und Festivitäten in den Fokus rückt. Denn ungenügende Sicherheitsvorkehrungen und Überarbeitung bei den Werktätigen, die Unkonzentriertheit erzeugt, sind die meisten Ursachen für schwere Arbeitsunfälle. Hierzulande wird dem Aspekt Arbeitssicherheit ein grosses Gewicht beigemessen. Recherchen und Nachfragen bei Unternehmen, Gemeinden, Werkhöfen, Industriellen Betrieben oder Bauunternehmen ergaben immer das eine Resultat: Betriebe, Werkhöfe und Gemeinden aber auch die Auftragnehmer im Messebau halten sich streng an die Empfehlungen der Suva.

    André Meier, Abteilungsleiter Arbeitssicherheit bei der Suva, erklärt warum die Unfallzahlen auf Baustellen und beim Abbau an Rummel- und Messeplätzen in den letzten zehn Jahren so stark gesunken sind: «Dafür gibt es mehrere Gründe. Sicher ist bei den Unternehmern das Bewusstsein, menschliches Leid um jeden Preis zu verhindern, stark gestiegen. Weiter sind die Abläufe sowie die technischen Mittel sicherer und die Anforderungen an Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz verbindlicher geworden. Allgemein kann gesagt werden: Die Unfallprävention zeigt Wirkung. Es gibt aber immer noch viele Unfälle, die hätten vermieden werden müssen.» Um die Unfallzahlen noch weiter zu senken, hat die Suva in Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern vor rund drei Jahren eine Sicherheits-Charta lanciert. Meier: «Verbände, Unternehmen und Organisationen, die die Sicherheits-Charta unterschreiben, bekennen sich öffentlich, für mehr Sicherheit am Arbeitsplatz zu sorgen und die lebenswichtigen Regeln der Suva strikt einzuhalten.»

    Bei Gefahr «Stopp» sagen
    André Meier stellt oft fest, «dass es nicht immer ausreiche, Sicherheitsmassnahmen gesetzlich zu verordnen oder eine Regulierung dafür aufzusetzen». So betont er, dass Akzeptanz geschaffen werden muss: «Eine sichere Arbeitsstelle ist das Ergebnis des Zusammenspiels von Planern, Auftragsunternehmern und der Mitarbeitenden. Diesen Ansatz verfolgt die Sicherheits-Charta. Mit geschickter Überzeugungsarbeit muss Verständnis dafür geweckt werden, dass die Verantwortung für Arbeitssicherheit nicht nur bei einer einzigen Person liegen kann. Alle Beteiligten sind vom sicheren Verhalten der anderen abhängig.» Die Sicherheits-Charta soll also demnach dabei unterstützen, Akzeptanz und Verständnis von Sicherheitsregeln in den Betrieben fest zu verankern. Weiter sei die Sicherheits-Charta für alle Beteiligten die Legitimation, bei Gefahr «Stopp» zu sagen und erst weiter zu arbeiten, wenn die Sicherheit wieder hergestellt ist.

    JoW
    Quellen: Suva & Arbeitssicherheit Schweiz


    Unfälle kosten viel Zeit und Geld

    Betriebe klagen darüber, dass Sicherheitsmassnahmen Geld und vor allem viel Zeit kosten. Die Suva behauptet das Gegenteil.

    Ein Zeitverlust entstehe genau dann, wenn Arbeitssicherheit nicht geplant wird und es dadurch zu Unfällen komme, so André Meier. Und er betont: «Die Diskrepanz zwischen dem Zeitaufwand, den es für die Unfallverhütung braucht und der Zeit, die für eine Genesung nach einem Unfall nötig ist, ist enorm. Sicheres Arbeiten soll Unfälle verhindern und somit den Zeitaufwand für die Arbeit tief halten.» (Quelle: Suva). Es könne aber auch Zeit verloren gehen, wenn kein Unfall resultiert. Dann nämlich, wenn die Arbeitsschritte nicht korrekt geplant wurden.

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