SBB-Polizei im Dauerstress

    Sicherheit auf dem Bahnhofgelände «gefühlt besser» – auch dank Transportpolizei

    Wie sicher sind unsere Bahnhöfe? Können Missetäter ungehinderter als etwa an Flughäfen schalten und walten? Die neuesten Daten der Transportpolizei der SBB zeigen, dass auch an Bahnhöfen wachsame Augen für ein Sicherheitsgefühl sorgen.

    (Bild: JoW) Bahnhof SBB Basel: Besseres Sicherheitsgefühl dank SBB Polizei.

    Prügeleien auf dem Bahnhofgelände und Raubüberfälle auf der SBB-Passarelle zur Nachtzeit. Und auch rund um den Pavillion der Elisabethenanlage trifft sich die manchmal nicht unbedingt heimelige Bahnhofsszene. Martin Schütz, Mediensprecher der Basler Polizei liess des öfteren durchblicken, dass auf der Achse Bahnhof – Elisabethenstrasse – Barfüsserplatz oder in Teilen des Kleinbasel sich die Leute etwas unwohl fühlen.

    Und wie ist es mit der Sicherheit am Bahnhof SBB selbst? Da scheint sich in den letzten Jahren das Sicherheitsgefühl generell gebessert zu haben. Knapp 200 Polizisten stehen schweizweit in Diensten der Transportpolizei, die den SBB unterstellt ist. Sie sind mit Pistole, Schlagstock, Pfefferspray und Handschellen ausgerüstet und haben die gleiche  Ausbildung durchlaufen und dieselben Kompetenzen wie ein Kantonspolizist. Seit den frühen 90er-Jahren patrouillieren Transportpolizisten in Bahnhöfen und Zügen, um die latent vorhandene Unsicherheit der Menschen nach den (zugegeben seltenen) Geschehnissen der letzten Jahre abzuschwächen. Und siehe da: Die Zahl der Übergriffe an Bahnhöfen und in Zügen auf Bahnhof- und Zugpersonal hat in den letzten Jahren abgenommen.

    Zunahme von Festnahmen
    Aber: 2063 Personen sind im letzten Jahr in den Zügen und auf dem Bahnhofsgelände festgenommen und an die kantonalen Polizeikorps übergeben worden. Im Vergleich mit dem Jahr zuvor ist das eine Zunahme von rund 25 Prozent. Den Anstieg der Festnahmen begründen die SBB mit der vermehrten Präsenz der Transportpolizei aufgrund der Erhöhung der Terrorbedrohung.  Die Bahnkunden und SBB-Mitarbeiter seien zudem sensibilisierter und wachsamer. Es werden viel eher  verdächtig anmutende Situationen gemeldet als in den Jahren zuvor.

    Auch gestiegen ist die Anzahl der Auswertungen von Überwachungsvideos aus Bahnhöfen und Zügen, welche die SBB-Polizei im Auftrag von Staatsanwaltschaften vornimmt: 2016 fanden 3800 Analysen statt, 2015 waren es 3100.

    Randalierer und Taschendiebe führen die Statistik an
    Viele Festnahmen wurden jedoch wegen Randalierens getätigt: Im Jahr 2015 beispielsweise begleitete die SBB Transportpolizei insgesamt 384 Event- und Sportanlässe, davon war ein Grossteil Fan-Extrazüge. Rund 24’000 Personen wurden in Zügen und an Bahnhöfen kontrolliert und davon 1670 festgenommen.

    Oberst Jürg Monhart, Kommandant der SBB Transportpolizei zog eine Bilanz der letzten zwei Jahre und richtet den Blick in die nahe Zukunft: Die SBB Transportpolizei will die Zusammenarbeit mit anderen Polizeibehörden noch effizienter gestalten. Dafür braucht es aus Sicht der SBB Transportpolizei so bald wie möglich den Zugriff auf die polizeilichen Informationssysteme. Wegen den teilweise grenzüberschreitenden Kontrollen in Zügen ist die Aufnahme als Polizeibehörde in den internationalen Polizeiverträgen nötig. Zudem braucht es eine vernünftige Regelung bei den Ordnungsbussen, um beispielsweise Gleisüberschreitungen einfacher ahnden zu können. So soll die Transportpolizei aufgewertet werden und – im Bereich der Bahn – weitgehend gleiche Möglichkeiten erhalten wie die Kantonspolizeien.

    Basler Bahnhof «nicht unsicher»
    Grundsätzlich sei der Bahnhof SBB zwar immer wieder Ort für Konfrontationen und Delikte. Dennoch lässt die Basler Staatsanwaltschaft  immer wieder verlauten, der Bahnhof gehöre nicht zu den Hotspots der Stadt.

    Es bestehe ein vergleichsweise engmaschiges Sicherheitsdispositiv. Die Leute der Securitrans stellen eine 24-stündige Überwachung des Bahnhofareals sicher, vergewissert ausserdem die SBB.

    Die unbewaffneten Objektschutzmitarbeiter der Securitrans – Angestellte des Gemeinschaftsunternehmens der SBB und der Securitas – unterhalten einen Stützpunkt im Bahnhof, der 365 Tage im Jahr rund um die Uhr besetzt ist. Ihre Patrouillen unterstützen die bewaffnete Transportpolizisten im Bahnhof.

    Die SBB Sicherheitsstrategie
    Die SBB setzt seit Jahren auf die Strategie «Prävention-Dissuasion-Repression». In der Prävention setzt die SBB mit dem Programm RailFair auf «Vorbeugen durch Mediation – Konfliktvermittlung». Die Dissuasion besteht aus uniformierter Präsenz, dazu kommt Videoüberwachung als technisches Hilfsmittel. Die Transportpolizei bildet die Repression. Die professionellen Kräfte intervenieren bei Straftaten und sorgen für die Einleitung der nötigen rechtlichen Schritte.

    Wichtig zu wissen: Gewalt gegen SBB-Personal ist heute ein Offizialdelikt. Und selbstgefährdend zugleich. Denn Zugbegleiter werden in Selbstverteidigung und Deeskalation geschult und sie meistens zu zweit unterwegs.

    JoW, diverse Quellen


    «Schlepper-Strassenbahn» und Belastung

    Die Polizei von Weil am Rhein hat es derzeit nicht leicht. Einerseits versuchen seit Monaten immer häufiger Flüchtlinge mit dem 8er Tram nach Deutschland zu gelangen, sodass man sogar von einer «Schlepper-Strassenbahn» sprach. Andererseits gab es im Dezember 2016 und Januar 2017 eine Rekordzahl an Flüchtlings-Ankünften in Weil am Rhein. Der Polizeiposten schlägt Alarm.

    Die Polizisten der Grenzstadt monieren. Sie müssen sich neben dem Tagesgeschäft um die vielen neuen Flüchtlinge kümmern. Bereits im Sommer reisten viele Flüchtlinge über die Grenze nach Weil am Rhein und meldeten sich dort beim Polizeiposten. Man hoffte, dass sich die Situation im Winter beruhigen würde. Vergebens. Denn es kam noch schlimmer. Die Flüchtlinge seien oft ausgehungert und durchfroren, die Polizisten hätten aber kaum Zeit, sich um sie zu kümmern.Mehr Personal an den Grenzposten wurde nun angefordert. Vor einigen Tagen reiste Thomas Strobel, der Innenminister von Baden-Württemberg, nach Weil, um sich ein Bild von der Situation zu machen.

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