Das Kunstmuseum Bern zeigt aus Anlass der kommenden Herbstausstellung «Kirchner x Kirchner» eine umfangreiche Sammlungspräsentation aus seinem Bestand an Schweizer Kunst. Mit ausgewählten Werken von Caspar Wolf bis Ferdinand Hodler gibt «Panorama Schweiz» bis zum 11. Januar 2026 einen einzigartigen Überblick über Schweizer Kunst aus drei Jahrhunderten.

In der Sammlung des Kunstmuseum Bern bildet die Schweizer Kunst einen bedeutenden Schwerpunkt. Die Sammlungspräsentation «Panorama Schweiz» nimmt ausgewählte Aspekte des gestalterischen Schaffens in der Schweiz vom späten 18. bis ins frühe 20. Jahrhundert in den Blick. Sie repräsentiert gleichzeitig wichtige Werkgruppen des Gemäldebestands. Anlass zur Überblicksschau ist die diesjährige Herbstausstellung vom 12. September bis 11. Januar 2026, die Ernst Ludwig Kirchner (1880–1938) gewidmet ist. In seiner Wahlheimat Schweiz schöpfte der deutsche Expressionist ab 1917 künstlerische Inspiration und fand zu neuen Bildmotiven. Mit seinen farbgewaltigen Berglandschaften aus Davos reihte sich Kirchner bewusst in eine künstlerische Tradition ein, die zu diesem Zeitpunkt von den Schweizer Kleinmeistern bis zu Ferdinand Hodler reichte.
Die Sammlungsausstellung im Kunstmuseum Bern umfasst symbolistische Figurenbilder von Arnold Böcklin bis Ferdinand Hodler, Genreszenen von Albert Anker bis Max Buri, Berglandschaften von Caspar Wolf bis Martha Stettler sowie Aspekte des bürgerlichen Freizeitvergnügens von Cuno Amiet bis Louis Moilliet. Sie eröffnet so ein weites Panorama von Schweizer Künstler/innen und Motiven.
Sehnsüchte und verborgene Wirklichkeiten
Das Kunstmuseum Bern besitzt bedeutende Werke des Symbolismus aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. Schweizer Künstler/innen suchten darin, über das Realistische hinaus, tiefere Gefühle und verborgene Wahrheiten darzustellen. Tänzerische Bewegungen und Gesten sollten etwa Lebensfreude oder die Einheit mit der Natur ausdrücken, wie in Giovanni Giacomettis Gemälde «Das Erwachen» (1919/1920). Diese Sehnsucht nach spiritueller Verbundenheit war typisch für die Zeit der Industrialisierung und Technisierung.
Der Symbolismus brachte auch Darstellungen hervor, die sich von der naturgetreuen Wiedergabe entfernten. Als Reaktion auf das rationalistische Weltbild und die Dominanz der Naturwissenschaften wuchs in der Schweizer Kunst das Interesse am Unbewussten, Traumhaften und Spirituellen. Themen wie Hypnose, Krankheit, Esoterik und Mythen rückten in den Fokus. Bedeutende Werke aus dieser Strömung im Kunstmuseum Bern sind Ferdinand Hodlers «Die Nacht» (1889–1890) und Arnold Böcklins «Meeresstille» (1887).
Schweizer Lebensrealitäten
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beschäftigten sich viele Schweizer Realist/innen mit dem Thema Vergänglichkeit. Der Tod erschien oft als Teil des Alltags, etwa in Albert Ankers «Die kleine Freundin» (1862). Neben religiösen Themen entstanden neue Motive, wie Annie Stebler-Hopfs «Am Seziertisch» (um 1889), das das zeittypische Interesse an Krankheit und Medizin zeigt.
Zudem zeigten Schweizer Künstler/innen vermehrt das Bauern- und Arbeitermilieu. Die Landbevölkerung stand für einen naturverbundenen, fleissigen Lebensstil und wurde Teil der nationalen Identität. Ein bekanntes Beispiel ist Ferdinand Hodlers «Der Holzfäller» (1910).
Ode an die Alpen
Die Alpenlandschaft ist ein zentrales Thema der Schweizer Kunst. In der Barockzeit, während ihrer wissenschaftlichen Erforschung, rückten die Alpen in den Fokus der Malerei. Künstler wie Caspar Wolf begleiteten Naturforscher ins Hochgebirge und schufen präzise Darstellungen von Gipfeln und Gletschern.
Ab Mitte des 18. Jahrhunderts wurden die Alpen auch touristisch entdeckt. Es entstanden Genreszenen mit Hirten, Alphütten und Wanderern, in denen die unberührte Landschaft als idyllischer Rückzugsort erschien. Im 19. Jahrhundert betonten Romantiker wie Alexandre Calame mit dramatischen Licht- und Wetterstimmungen die Erhabenheit der Berge. Später modernisierten abstrahierende Ansätze die Alpenmalerei, besonders durch Ferdinand Hodler, dessen Werke das Bild der Schweizer Landschaft bis heute prägen.
pd



