Liebe geht durch den Magen

    Baselbieter Gastronomen suchen neue Strategie

    Mit dem Motto #VERLIEBTINDIEGASTRONOMIE lehnt sich der Baselbieter Gastroverband an die erfolgreiche Kampagne von Schweiz Tourismus an. Die Branche braucht dringend neuen Schwung und der Vorstand sondiert nach der geeigneten Strategie.

    (Bilder: © Beat Eglin / www.presstime.ch)Welche Strategien erörtern RR Isaac Reber und Hans Rudolf Gysin?

    An der 125. Generalversammlung von Gastro Baselland erläuterte Enrique Marlès (Präsident) die Ideen, welche der Vorstand zusammen mit einem externen Berater entwickelte. Der Verband gibt Impulse, die von den Mitgliedern gelebt und umgesetzt werden sollen. Sie sollen sich vermehrt im guten Licht präsentieren und ihre besonderen Fähigkeiten in den Vordergrund rücken. «Wir wollen das Verhalten ändern und positiv wirken. Dazu brauchen wir alle. Wir wollen Einzigartigkeit schaffen», sagte Marlès. Und Philipp Bühler: «Wir müssen weg von der Jammereinstellung. Wir können neben all den Takeaways und anderen Fastfoods versauern oder aktiv werden.» In den nächsten Monaten soll eine Medienkampagne anlaufen und die Qualitäten und Dienstleistungen der Gastrobranche bekannter machen. Da man mit der Umsetzung ganz am Anfang steht, sind noch keine konkreten Massnahmen sichtbar. Für die Mitglieder ist das Massnahmenpaket noch zu undurchsichtig und so wird vorerst nach dem Motto «Schauen wir mal» abgewartet.

    Strategie 2022
    Eine der Massnahmen sind Passiv­mitgliedschaften. Als Zielgruppe visiert man Politiker auf kantonaler und nationaler Ebene, Gemeindefunktionäre und Regierungsräte an. Durch geschäftliche Essen und Einladungen in andere Kantone sind sie überdurchschnittlich mit der Gastronomie konfrontiert. Parteipolitisch setzt sich der Verband keine Grenzen. Durch finanzielle Unterstützung bei Wahlen «entsteht eine Kundenbindung und der Kreis schliesst sich», sagte Vorstandsmitglied Fabienne Ballmer.

    Bereits zum Repertoire gehört der jährlich stattfindende Politapéro. Durch Referenten zu aktuellen Themen und einem gemeinsamen Nachtessen wird der persönliche und direkte Austausch gefördert.

    Beste Lehrlinge in 10 Jahren
    In 10 Jahren will man im Baselbiet die beste Ausbildung in allen gastronomischen Berufen anbieten und zu einem vorbildlichen gastronomischen Lehrlingskanton werden. Voraussetzung dazu sind bessere Rahmenbedingungen und mehr Geld. Diese Forderung geht an die Politiker. Dieses strategische Ziel will man auf unkonventionellem Weg erreichen. Überbetriebliche Kurse sollen abgeschafft und die Lernenden näher an den Puls des Geschehens geführt werden. Von der Teilnahme an Street Food Festivals bis zum Praktikum in einem 5-Sterne-Haus ist eine breite Palette von Möglichkeiten denkbar. «Wir müssen den Jugendlichen und jungen Erwachsenen die schönste Branche der Welt schmackhaft machen und alte Vorurteile und Zöpfe sein lassen», sagt Fabienne Ballmer mit Überzeugung.

    Wirtin Jacqueline Wunderer und Landratsvize Elisabeth Augstburger

    Kritische Voten
    Noch nicht überzeugt von der neuen Politik ist Toni Brüderli. «Ich ha vo Strategieplanig ghört, aber nüt drüber, was eus Wirt bedrückt.» Ihm fehlen Stellungnahmen zu Allergien, Veganern, Vegetariern und zu Personalproblemen. Er kritisierte die geringe Mitgliederzahl an dieser wichtigen GV und dass so keine Meinungsbildung möglich sei. Er beantragte die Erhöhung des Mitgliederbeitrages um Fr. 150.–. Davon sollen bei Präsenz an der GV 100 zurückerstattet werden. Der Präsident empfiehlt die Ablehnung einer solchen «Geldstrafe», die Versammlung folgt aber dem Antragsteller mit grossem Mehr.

    Sein zweiter Antrag wird vom Vorstand und den Mitgliedern einstimmig unterstützt. Er verlangt mehr Wertschätzung bei der Lehrabschlussfeier. Am wichtigsten Tag der Lernenden will er «nicht aus Plastikbechern lauwarmen Orangensaft trinken und Salznüssli aus Plastikschalen essen.» Er stellt sich eine gediegenere Feier vor, zu der unbedingt auch alle Lehrmeister gehören.

    Nur 35 Mitglieder von 425 waren an dieser wichtigen Versammlung anwesend. Ob der Vorstand das Feuer bei den wenigen Anwesenden und den vielen Abwesenden entfachen konnte muss sich noch zeigen. Ein neuer Slogan und ein paar wenige in die Gastronomie Verliebte reichen dazu bei weitem nicht aus. Jetzt sind von allen Baselbieter Gastronomen Taten und die Unterstützung und Weiterentwicklung der Ideen des Vorstandes gefordert. Wenn alle stark und am gleichen Strick ziehen ist ein Umschwung in die liebevolle Baselbieter Gastronomie durchaus vorstellbar.

    Fotos: www.fotoshopper.ch

    Beat Eglin

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