Erst die Überhitzung, dann der «Kälteschock»

    Achtung auf den Kreislaufschock beim Sprung ins kühle Nass

    Wie jeden Sommer ist das Thema Badeunfälle virulent. Regelmässig enden Badeunfälle ausserordentlich tragisch. Ein Sprung ins kühle Nass kann einige Risiken bergen, die auf den ersten Blick nicht erkennbar sind.

    (Bild: Bildarchiv Kanton Basel-Stadt) Bei hohen Lufttemperaturen und im Verhältnis dazu tiefe Wassertemperaturen bis zu 19 oder 20 Grad im Rhein ist es gefährlich, wenn man überhitzt ins Wasser springt.

    Die Badeunfälle am Rhein in der Region werden in den nächsten Wochen leider wieder für Gesprächsstoff sorgen. Auch müssen regelmässig Kleinkinder in Schwimmbädern gerettet und manchmal sogar reanimiert werden nach einem Missgeschick beim Spielen im Wasser. Noch in lebhafter Erinnerung ist der tragische Unfall mit Todesfolge der Schweizer Fussball-Nationalspielerin Floriana Ismaili im Sommer 2019. Sie ist ganz einfach von einem gemieteten Boot in den Comersee gesprungen und ertrunken. Was ist geschehen? Erlitt sie einen Kreislaufschock? Kann dies auch bei einem Sprung in den Rhein passieren, wo man auch in einen Wirbel geraten könnte? Philipp Binaghi, Mitglied der Geschäftsleitung und Leiter Kommunikation und Marketing bei der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft SLRG gab uns damals ein Interview, welches auch im Sommer 2021 nach wie vor seine Gültigkeit hat. Hier nochmal seine Kernaussagen: «Man hört immer wieder, dass gesunde Personen mit einer ganz normalen Fitness ertrinken oder einen Badeunfall erleiden, nachdem sie von einem Boot oder einer Plattform aus in den Rhein oder in einen See springen. Bei hohen Lufttemperaturen und im Verhältnis dazu tiefe Wassertemperaturen bis zu 19 oder 20 Grad im Rhein ist es gefährlich, wenn man überhitzt ins Wasser springt. Die plötzliche Kälte beim Eintritt ins Wasser bedeutet eine enorme Stresssituation für den menschlichen Körper. Mögliche Folgen können Krämpfe – also eine plötzliche Muskelkontraktion, Kreislaufprobleme oder gar eine Ohnmacht sein. Warum das so ist: Beim Eintritt ins Wasser spannt sich der Körper aufgrund der Schocksituation an und es geschehen eine Muskelkontraktion sowie ein Atemreflex. Mit dieser Reaktion einher geht, dass sich auch Blutgefässe verengen und die Blutzirkulation erschwert wird oder gar ins Stocken gerät. Wie oben erwähnt sind Schwächen oder gar eine Ohnmacht ein mögliches Szenario.» Beim Sprung in den Rhein seien auch noch andere Aspekte zu berücksichtigen: Wasserstand, Strömungen, Wirbel und so weiter. Durch die Schleusen könne auch noch einiges entstehen. In den Fliessgewässern könne auch bei hohem Wasserstand mehr Wasser als normal abfliessen. Dies habe auch zur Folge, dass die Strömung stärker und die Fliessgeschwindigkeit höher sind. Dadurch bedingt, erschwere sich zum Beispiel das Manövrieren oder Schwimmen in Fliessgewässern. Alles gehe schneller und vorher ersichtliche Hindernisse seien unter Wasser immer noch da aber eben nicht auf den ersten Blick erkennbar. Wichtig sei hier, dass man sich auch mal getraut «nein» zu sich selber zu sagen, wenn man sich mit den Bedingungen nicht wohl fühlt. Ganz zentral ist dabei die Frage: «Ist das gut für mich, wenn ich jetzt ins Wasser steige?» Wer sich diese Frage selbst ehrlich beantwortet und dabei die Bade- und Flussregeln der SLRG im Hinterkopf hat, könne so erheblich zur eigenen Sicherheit beitragen.

    DaC

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