Durchzogene Muba

    Die Basler Messe verliert an Bedeutung

    Früher gehörte die Mustermesse zu den bedeutendsten und wichtigsten Messen der Schweiz. Für hunderttausende von Besuchern war sie jedes Jahr ein Pflichttermin und wichtiger Treffpunkt. Tagsüber schaute man sich die Ausstellung in den Hallen und auf dem Aussengelände an. Und am Abend traf man sich in der Degustationshalle, wo Stände und Restaurants noch ein paar Stunden länger geöffnet hatten. Das Geschäft war ein Selbstläufer und lief wie von allein. Seit Jahren nähert sich die Muba aber der Bedeutungslosigkeit. Ihre kleine Schwester-Warenmesse während der Herbstmesse hat bereits das Zeitliche gesegnet und ihre Tore geschlossen. Ähnliches steht vielleicht auch bald der Muba bevor. Die Ostschweizer Olma und die Berner BEA haben mit 360’000 und 300’000 Besuchern die Basler schon längst überflügelt.

    (Bild: © Beat Eglin www.presstime.ch) Regionales an der Muba

    Immer weniger Besucher und Aussteller
    Noch 620 Aussteller und nochmals 14 % weniger Besucher (123’746) als im Vorjahr interessierten sich dieses Jahr für die 102. und verkleinerte Messe. Dass man am grundlegenden Konzept der alten Warenmesse etwas ändern will und muss betont die Messeleitung immer wieder. Wenn aber jedes Jahr an diesem Konzept herumgeflickt wird ist für die Besucher keine Struktur mehr zu erkennen. Das Zielpublikum wird immer wieder neu definiert und anders durchmischt. Trotzdem funktioniert es nicht.

    Die früheren Filetstücke und Kundenmagnete wurden schon lange in eigene Messen ausgelagert. Uhren und Schmuck wurde zur Weltmesse Basel World. Und alles, was mit Garten zu tun hat, heisst jetzt Giardina und findet in Zürich statt. Dafür muss aber auch niemand mehr extra nach Basel reisen. Garten- und Freizeitartikel aller Art findet man fast das ganze Jahr in den umliegenden Shoppingcentern im In- und Ausland.

    Trotz immer stärkerem Gegenwind kämpft die einst grösste Publikums- und Verkaufsmesse der Schweiz intensiv und immer wieder mit neuen Mitteln um ihre Daseinsberechtigung. Die Muba soll das Dach werden, unter dem sich viele verschiedene Formate präsentieren können, sagte die Messeleitung. Das sind keine neuen Worte. Ähnlich tönt es seit Jahren und der Abstieg war bisher trotzdem nicht aufzuhalten. Ein weiterer Grund für den mässigen Erfolg war das herrliche Frühlingswetter, das weniger Leute anlockte. Dies ist aber nur eine Ausrede mehr, denn auch früher gab es schon sonnige und trübe Zeiten. Dem will man nächstes Jahr vorbeugen und die Messe in den Februar (8. – 17.) verschieben. Wenn das Konzept wieder nicht funktioniert hat man wenigstens schon die geeigneten Argumente parat. Die potentiellen Besucher haben dann ihre Köpfe eher bei den bevorstehenden Winterferien oder sind am Vorbereiten der Fasnacht. Ski- und Fasnachtsferien sind vom 2. – 18. März terminiert. Vor allem das traditionelle Publikum ist es gewohnt, dass man nach dem Winter, wenn sich so langsam der Frühling wieder ankündigt, an die Frühlingsmesse geht und sich mit entsprechenden Produkten eindeckt. Dieses Publikum kehrt in der Folge der Messe den Rücken. Und ein neues, junges Publikum zu erschliessen, ist sehr schwierig.

    Kulinarische Abwechslung an der Muba

    Teures Legospielen
    Mit der Brick, dem gross angekündigten Lego-Spielparadies, trat man ins gleiche Fettnäpfchen wie im Vorjahr. Schon bei der Ankündigung dieser Legomesse suchte man Begründungen für den hohen Eintrittspreis, der schon letztes Jahr stark kritisiert wurde. Wer zahlt schon für ein 3 – 12-jähriges Kind 18 Franken Eintritt (ältere und Erwachsene 24), um mit Legos spielen zu dürfen und Legoskulpturen bewundern zu können. Bevor sich zwei Erwachsene mit ein paar Kindern entscheiden, dort für über hundert Franken ein paar Legosteine zusammenzubauen macht man vorher die Überlegung, das viele Geld im Spielwarengeschäft in eigene Steine zu investieren. Kinder haben beim Aussuchen und Spielen sicher genauso viel Spass. Und die Steine und Figuren darf man dann auch behalten. Natürlich gibt es bei der richtigen Konstellation verschiedene Rabattmöglichkeiten. Das System ist aber recht kompliziert. Genau gleich ist es mit dem Muba Eintritt. Wer will schon bezahlen, um dann etwas kaufen zu dürfen, das man sowieso in jedem Shoppingcenter bekommt? Dass man am Eröffnungstag nur einen Franken statt fünfzehn bezahlte und Velofahrer an einem bestimmten Tag gratis reinkamen war schwierig herauszufinden. Im jetzigen Zustand ist die Messe ein sich im Dauerumbau befindlicher Gemischtwarenladen. Die älteren Semester vermissen ihre traditionelle alte Muba, die aber ihre Daseinsberechtigung schon längst verloren hat. Und die immer wieder betonte Erlebnismesse scheint viel zu wenig attraktiv zu sein, um neue Publikumssegmente in Massen anzulocken. Die jährlich stattfindenden Änderungen verwirren und zogen bisher viel zu wenig Schaulustige an.

    Beat Eglin

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