Die URMA AG, economiesuisse und Swiss Family Business luden kürzlich nach Rupperswil zur Podiumsdiskussion über die Juso-Initiative ein. Dabei bekämpft auch Yannick Berner, Unternehmer und Aargauer FDP-Grossrat, vehement die realitätsfremde und gefährliche Initiative. Er zeigte auf, wie eine 50 Prozent-Steuer unseren KMU und dem Mittelstand massiv schadet und Innovation und Wachstum sowie unseren starken Wirtschaftsstandort massiv einschränkt.

Auf die Einladung des Rupperswiler Unternehmens URMA AG sowie der economiesuisse und der Swiss Family Business, einer Plattform von familien- und inhabergeführten Unternehmen, diskutierte Pro und Contra unter der Moderation von Fabian Hägler, Chefredaktor der AZ in Rupperswil zur Juso-Initiative. Auf der Contra-Seite führten Yannick Berner, Co-CEO der URMA AG sowie Hans-Jörg Bertschi, Verwaltungsratspräsident der Bertschi Group, ihre Argumente ins Feld, während auf der Pro-Seite Meli Del Fabro, Präsidentin der Juso Aargau und Mia Jenni, SP- Grossrätin, ihren Standpunkt erklärten. Der Souverän entscheidet voraussichtlich am 30. November 2025 über die Juso-Erbschaftssteuer.
Sie haben in Ihrem Unternehmen, in der Urma AG, in Rupperswil zusammen mit der economiesuisse und Swiss Family Business eine Podiumsdiskussion zur Juso-Erbschaftssteuer organisiert. Was treibt Sie an, sich gegen die Juso-Initiative so stark zu engagieren?
Yannick Berner: Mich treibt die Sorge um die Schweiz an. Die Juso-Initiative fordert einen kompletten Systemwechsel: Weg von dem, was uns erfolgreich gemacht hat. Wachstum und Erfolg sollen bestraft werden. Zusätzlich will die Juso Steuern erheben, die nur noch als enteignerisch bezeichnet werden können und am Schluss das Gegenteil bewirken: Weniger Steuereinnahmen, die der Mittelstand wieder kompensieren muss.
Die Zukunfts-Initiative der Juso will Nachlässe und Schenkungen über 50 Millionen Franken mit 50 Prozent besteuern und das Geld für den Klimaschutz verwenden. Der Ständerat hat die Vorlage an der Sommersession klar abgelehnt. Macht das die Mobilisierung der Gegner einfacher?
Es ist immer wichtig, was die politischen Institutionen zu geplanten Volksbegehren sagen. In dem Fall sind Bundesrat, Nationalrat und Ständerat gegen die Vorlage. Und zu Ihrer Frage: Ja, es macht die Mobilisierung einfacher. Denn nur sieben von zwölf linken Ständeräten haben der Initiative zugestimmt. Offensichtlich fehlt selbst im eigenen Lager die Unterstützung. Das hat Signalwirkung.
Von welchen Seiten erfolgt der stärkste Widerstand gegen die Juso-Erbschaftssteuer?
Der Widerstand ist sehr breit abgestützt: Denn Familienunternehmen werden enteignerisch besteuert, der Wirtschaft fehlen Milliarden von Steuereinnahmen durch die Abwanderung der Betroffenen und den Kantonen wird die Finanzautonomie über ihre Steuern weggenommen. Betroffen ist letztlich aber der Mittelstand, der für die Mindereinnahmen geradestehen muss.
Die Juso-Erbschaftssteuer würde viele Familienunternehmen dazu zwingen, ihre Firma zu verkaufen, sagen Kritiker. Die Jungsozialisten halten das für übertrieben: Unternehmer könnten einen Bankkredit aufnehmen, um die Steuerschuld zu finanzieren. Ist das realistisch?
Also erst einmal muss man sich vor Augen halten: Einen Kredit aufnehmen, um die eigenen Steuern zu bezahlen. Ernsthaft? Kein Unternehmen macht so etwas freiwillig. Und heute vergibt keine Bank einen so hohen Kredit zu tragbaren Bedingungen. Das ist wirtschaftlich völlig realitätsfern.

Sie befürchten bei einer Annahme würden Schweizer Unternehmen von ausländischen Investoren aufgekauft. Können Sie dies genauer erklären?
Das besteuerte Vermögen steckt in der Regel als Betriebskapital zu fast 100 Prozent im Familienbetrieb. Das heisst, es liegen nicht einfach Millionen von Franken auf dem Bankkonto. Eine 50 Prozent-Steuer führt zur Zerschlagung eines Unternehmens, da schlicht die Liquidität fehlt, um solche Summen an Steuern zu zahlen. Solch hohe Steuerbelastungen führen letztlich dazu, dass weniger finanzielle Mittel für andere Bereiche wie Innovation oder die Schaffung neuer Arbeitsplätze zur Verfügung stehen. Dem Unternehmen bleiben daher drei Optionen: Verschuldung, Liquidation oder eben der Verkauf. Aufgrund der hohen Erbschaftssteuer würde auch kein Schweizer mehr die Firma kaufen wollen.
Könnten die Finanzen aus dieser indirekten Erbschaftssteuer überhaupt rechtlich für den Klimaschutz verwendet werden?
Ich sehe zwei Probleme mit diesem Vorschlag: die Autonomie der Kantone und die Zweckgebundenheit der Steuer. Der nach der Initiative vorgesehene Verteilschlüssel berücksichtigt die Kompetenzordnung nicht. Die Zweckbindung – auch für die Kantone – stellt ein Eingriff in die Finanzautonomie der Kantone dar, da die Mittel nur für diesen Zweck benutzt werden dürfen. Zusätzlich weisen Zweckbindungen weitere Nachteile auf: Durch einen garantierten Mittelfluss erfolgt der Einsatz der Steuer nicht nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten und es droht Verschwendung. Letztlich wird durch diese zweckgebundene Steuer auch die Festlegung neuer finanzpolitischer Prioritäten erschwert.
Die Juso betont immer wieder, dass es nur die Reichsten der Reichen betrifft. Wie stark sind die KMU in der Schweiz direkt oder indirekt davon betroffen?
Sehr stark. Man muss das gesamte Steuersystem betrachten. Mit der Vermögenssteuer besteuert die Schweiz als eines von ganz wenigen Ländern faktisch ein pauschales «Standard-Kapitaleinkommen». Trotzdem fordert die Juso mit ihrer Initiative eine massiv höhere Steuerbelastung und nimmt so keinerlei Rücksicht auf das bestehende Steuersystem. Im Ergebnis führt sie zu einer deutlichen Mehrbelastung für KMU. Durch die Steuer fehlen finanzielle Mittel, was Investitions- und Innovationsmöglichkeiten stark einschränkt.
Ihr Unternehmen, die URMA AG, operiert vom Aargau aus bis nach Asien. Wie stark ist Ihr Unternehmen im Visier der Initiative?
Ich setze mich aus Überzeugung gegen diese Initiative ein, weil sie Wachstum und Erfolg bestraft. Eine 50 Prozent-Steuer ab 50 Millionen Franken soll fix in unserer Verfassung stehen. Die URMA AG und zahlreiche andere KMU mögen heute vielleicht nicht betroffen sein. Doch was heute in der Verfassung steht, trifft morgen viele weitere KMU, die wachsen oder investieren wollen.
Auch die Schweizer Startup-Szene würde durch die Initiative geschwächt. Können Sie das genauer erklären?
Talente und Kapital gehen dorthin, wo das Umfeld stimmt. Eine solche Steuer vertreibt Gründer und Investoren ins Ausland. Das schwächt die Innovationskraft, bremst das Wachstum und gefährdet den langfristigen Erhalt unserer wirtschaftlichen Stärke.
Ihre Prognose: Wie war die Stimmung an Ihrer Podiumsdiskussion, respektive hat die Initiative eine Chance an der Urne?
Die Stimmung war interessiert und ich hatte den Eindruck, dass beide Seiten ehrlich ihre Argumente präsentieren wollten. Trotzdem wurde klar: Diese Initiative ist extrem und realitätsfern. Meine Einschätzung daher: 70 Prozent Nein an der Urne am 30. November.
Interview: Corinne Remund
So extrem ist die Initiative
Mit ihrer «Initiative für eine Zukunft» fordern die Jungsozialisten eine nationale Erbschaftssteuer von 50 Prozent auf Nachlässe über einem Freibetrag von 50 Millionen Franken. Es wird mit Milliardeneinnahmen gerechnet, die für den ökologischen Umbau der Gesamtwirtschaft eingesetzt werden sollen.
Leidtragende wären aber traditionelle Schweizer Familienunternehmen. Um die hohen Steuerbeiträge zu begleichen, müssten Firmen verkauft oder liquidiert werden. Erfolgreiche Unternehmer und Vermögende leisten heute hohe Steuerzahlungen an Bund und Kantone. Da sie aufgrund der hohen Erbschaftssteuer regelrecht enteignet werden, erwägen viele einen Wegzug aus der Schweiz. Statt Mehreinnahmen gäbe es enorme Steuerausfälle, die der Mittelstand tragen müsste.



