Das ungewöhnliche Projekt des Basler Selfmade-Millionärs

    Der Basler Unternehmer und Selfmade-Millionär Beat Mörker hat ein ambitioniertes Projekt: Er lässt für jedes Pack WC Papier, das über seinen Onlineshop verkauft wird, in Zusammenarbeit mit Tree-Nation einen Baum pflanzen. Das Ziel: Eine Million Bäume. Und wer die meisten Bäume gepflanzt hat, kann sich ein Traumauto aussuchen. Die Frage stellt sich, wie uneigennützig das Projekt tatsächlich ist und ob Greenwashing ausgeschlossen werden kann. Darüber haben wir mit dem Initianten gesprochen.

    (Bild: DaC) Beat Mörker und seine Supercars. Er liebt den extravaganten Lebensstil. Aber: Der Schein sei nicht immer das ganze Sein, sagt er.

    Viele Menschen und Unternehmen suchen in diesen Zeiten nach Wegen, wie man einerseits das Geschäft ankurbeln und gleichzeitig aber auch etwas Nachhaltiges und Gutes tun kann. Gewisse Projekte und Aktionen können sich jedoch auch ein so genanntes Greenwash-Mäntelchen verpassen. Andererseits steht ausser Debatte, dass es legitim sein darf, mit einem grossen Einsatz an (finanziellen oder materiellen) Mitteln etwas wirklich Nachhaltiges zu schaffen.

    Der Vorwurf des Greenwashing kommt häufig bei diversen Aktionen. Angelehnt an die Definition des Oxford Dictionary bezeichnet Greenwashing eine Strategie, mit der sich Akteure und Akteurinnen durch die gezielte Verbreitung von Desinformationen ein Image ökologischer Verantwortung zu verschaffen suchen. Hierbei ist wichtig zu unterstreichen, dass mit Desinformationen nicht zwingend die Unwahrheit gemeint sein muss. Oft sind die «grünen Behauptungen» des Unternehmens sogar wahr, das Kerngeschäft der betroffenen Firma ist allerdings meist nicht umweltfreundlich. Mit anderen Worten: Die Unternehmen lenken von anderen Problemen, die ihre Produkte verursachen, ab. Greenwashing funktioniert in vielen Fällen beziehungsweise zieht auch bei Verbraucher/innen, weil das Bewusstsein für nachhaltiges Leben und die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten und grünen Technologien in den vergangenen Jahren immer stärker geworden sind.

    «Möchte sich klar von Greenwashing distanzieren…»
    Diesen Eindruck möchte der millionenschwere Onlineversandhandel-Unternehmer Beat Mörker (41) nicht erwecken: «Als die Ukrainekrise eine besorgniserregende Wendung nahm, haben wir uns überlegt, wie wir helfen könnten. Wir hatten bereits früher schon der UNICEF Geld gespendet. Ich hatte aber auch die Idee, mit meinen Mitteln etwas Direktes zu bewirken und so wollte ich eine Million Bäume bis Ende 2023 pflanzen und die darauf resultierende Nachhaltigkeit irgendwie notleidenden Kindern in der Ukraine zukommen zu lassen. Um so ein Ziel zu erreichen, braucht es Anreize. Also habe ich initiiert, dass für jedes Pack WC Papier, das auf wcpapierfueralle.ch verkauft wird, wir einen Baum in Zusammenarbeit mit Tree-Nation pflanzen. In jedem Pack sind 64 Rollen zu einem Preis von 39,90 Franken. Als Zusatzanreiz habe ich mir gedacht, dass die Person oder Firma, die bis zum Ziel von einer Million Bäume am meisten Einheiten gepflanzt hat, als Erste oder Erster sich einer meiner vier Supercars aussuchen darf. Bei den Fahrzeugen handelt es sich um drei Ferraris und einen Rolls Royce. Die anderen drei Fahrzeuge werden anschliessend versteigert und der Gesamtbetrag geht an ein UNICEF-Projekt für die Kinder in der Ukraine.»

    Tue Gutes und rede darüber…
    Beat Mörker ist sehr um Transparenz bemüht, damit der Greenwash-«Verdacht» nicht aufkommt. Natürlich wird er durch die Aktion mittelfristig Umsatz generieren, einen Imagegewinn verbuchen und Aufmerksamkeit generieren. Hier ist also der Spruch «Tue Gutes und rede darüber» durchaus zutreffend. So sagt er, dass auf seiner Website wcpapierfueralle.ch jeweils live nachverfolgt werden kann, wie viele Bäume bereits gepflanzt wurden, auf welche Art und wo. «Wir hoffen selbstverständlich auch, dass die Menschen erkennen, dass dies eine gute Sache ist und so auch der Umweltgedanke einfliesst.» Die Nachfrage und auch die kritische Beobachtung des Projektes (schliesslich wird unter dem Strich auch Geld verdient) bezüglich Greenwashing sei legitim, so Mörker: «Wir haben vorab bereits für die UNICEF gespendet. Natürlich wird unser Image mit diesem Projekt nicht leiden. Da sind wir ehrlich. Aber wir wollen das klar durchziehen, weil wir es für eine gute Sache halten.»

    Und wie steht es um den mittelfristigen Return On Investment? Wird Beat Mörker nicht etwa doch finanziell profitieren und handelt er nicht ganz so uneigennützig, wie er vorgibt? «Unter dem Strich geht es ja auch darum, etwas Nachhaltiges zu bewirken. Ein ausgewachsener Baum wiegt mehrere Tonnen, für die Herstellung von 1 Kilo Papier werden aber nur ungefähr 2.2 Kilo Holz benötigt. Darum ist ein gepflanzter Baum pro verkaufter Packung mehr als nur Kompensation. Gleichzeitig kann ein Baum grosse Mengen an CO2 speichern, etwa die Hälfte seines Trockengewichts besteht aus Kohlenstoff. Ein einzelner Baum kann mehr CO2 aufnehmen, als bei der Herstellung und beim Transport unseres WC Papiers ausgestossen wird. Neue Lebensräume entstehen – auch für zahlreiche Arten und Lebensformen – und die Erosion wird etwas aufgehalten.» Ausserdem, so Mörker, würde das Pflanzen von Bäumen indirekt sogar Arbeitsplätze schaffen.

    Aus einfachsten Verhältnissen zum Millionär…
    Beat Mörker ist mittlerweile vierfacher Vater und besitzt vier Unternehmen. Er ist sich auch bewusst, dass er zuweilen polarisiert und dies könne auch manchmal Misstrauen wecken. Sein Lifestyle lässt einiges vermuten. Aber der Schein ist nicht immer das ganze Sein, sagt er: «Ich habe privat und geschäftlich mit meinen 41 Jahren viel erlebt. Ich habe mich mit anfangs 20 im Handel, im Telefonverkauf selbstständig gemacht. Mit Mitte 20 wurde ich schon Vater mit meinem ersten Sohn Justin. Ich war mehrere Jahre alleinerziehender Vater und gleichzeitig Unternehmer. Da musste man kämpfen und sich durchsetzen. Das hat mich geprägt. Bei meinen Tätigkeiten hatte ich immer auch an die Zukunft meines Sohnes im Fokus.» Deshalb sei auch auf dem Logo seines Unternehmens sein jüngster Sohn Madoxx (6) abgebildet. Dies sei ein klares Statement.

    Beat Mörker werde immer wieder gefragt, wo denn bei ihm das Understatement verloren gegangen sei und warum er und seine Frau einen extravaganten Lifestyle leben: «Wir kommen beide aus sehr einfachen und eher ärmlichen Verhältnissen. Wir haben uns alles von Grund auf aufgebaut. Wir wurden von niemandem unterstützt und so ist man vielleicht auch noch stolzer auf das Erreichte und zeigt es vielleicht mehr. Aber nehmen dies nicht als Selbstverständlichkeit, denn alles geht einher mit harter Arbeit.» Und: Ihm sei es sehr wichtig, dass seine Kinder sich NICHT als etwas Besseres fühlen, nur weil viel Geld vorhanden sei. «Diesen Mindset geben wir unseren Kindern mit und leben das in unseren eigenen vier Wänden vor.»

    DaC

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