Das goldene Zeitalter des Micro-Influencing

    Auch Insta-, Youtube- oder TikTok-Beeinflusser/innen der Region mischen mit…

    Junge Menschen mit grosser Reichweite auf Instagram, TikTok, Youtube & Co. werden seit einigen Jahren gefeiert wie kleine Sternchen im Medienhimmel. Die Vermarktungsbranche hat diese Influencerinnen und Influencer längst für sich entdeckt. Einige sind sehr erfolgreich und generieren eine riesige Reichweite als so genannte Micro-Influencer/innen. So auch in der Region Basel.

    (Bild: PEXELS) Auch in der Region Basel gibt es viele Micro- und Nano-Influencer/innen

    Die Corona Pandemie hat in vielen Brachen einige Trends im Bereich Digitalisierung und Marketing forciert. Und speziell die Massnahmen im digitalen Marketing zielen auf Zielgruppengenauigkeit, Reichweite und Erhöhung des Affinitätsquotienten. Ganz besonders die Zielgruppen der sogenannten Generationen Y und X sind für die Vermarktungsstrategie in vielen Branchen sehr wichtig.

    Mediennutzungsverhalten der Zielgruppen kennen
    In den letzten Jahren hätten sich viele neue «Microkosmen» gebildet, und die diversen Zielgruppen sind viel spezifischer und heterogener als früher, bestätigt auch der Basler Marketing-HF-Dozent und PR-Experte Joël Charles Wuethrich in seinen Essays zu den Marketingtrends der Zukunft. Auch das Mediennutzungsverhalten sei diverser, komplizierter und individueller geworden. Eine Markt- und Zielgruppendefinition – beziehungsweise Marktsegmentierung – erweise sich als die neue grosse Herausforderung, so Joël Wuethrich: «Die Marketingtrends werden sich in den kommenden Jahren zudem auch sehr stark dem demografischen Wandel anpassen: In vielen Bereichen übernehmen die jüngeren Generationen Y und X das Zepter beziehungsweise werden zur interessantesten Kaufkraftklasse, die man mit Marketing erreichen kann. Im Geschäftsleben entsteht ebenfalls der Generationen- und somit auch ein Paradigmenwechsel.» Im Auge hätten viele Marketingprofis natürlich die Generation Z. Damit sind diejenigen gemeint, die nach der Jahrtausendwende geboren wurden und nun in den Arbeitsmarkt drängen. Die Generation Z wird in den nächsten Jahren bis zu 45 Prozent aller Konsumenten ausmachen. Die Folge sind gemäss des Experten: «Marketing für Generation Z bedeutet neue Wege beim Wording und der Gestaltung des marketingrelevanten Contents. Wichtig hierbei sind folgende Werte: Authentizität, Datensicherheit und Diversität.»

    Die Micro-Influencer kommen!
    Einher mit der emotionalen Erreichbarkeit der Zielgruppen geht das zielgruppengerechte Storytelling. Dieser Trend ist nicht neu, entwickelt sich aber immer weiter und ist schon lange kein Begriff mehr, der vor allem im «Business-to-Customer»-Bereich relevant ist. «Auch die «Business-to-Business»-Branche nutzt für ihr Brandtelling zum Beispiel die Strahlkraft eigener Geschäftsführer, Mitarbeiter oder Referenzkunden. Auch interne oder externe Influencerinnen und Influencer, die auf sozialen Kanälen wie YouTube oder Instagram ein Produkt oder eine Dienstleistung bewerben, sind mittlerweile fest im Marketing-Mix der meisten Unternehmen verankert. Verbunden mit geschicktem Storytelling auf den für die Zielgruppen relevanten Medienkanälen erweist sich Influencer Marketing als effizient. Besonders die Micro-Influencerinnen und -Influencer sind dabei erfolgreich», bestätigt Joël Wuethrich. Diese Micro- oder gar Nano-Influencer/innen haben eine verhältnismässig überschaubare, mittelgrosse Anzahl an Followern, dafür aber ein sehr hohes Engagement. Micro-Influencer sind Meinungsmacher, die eine sehr spezifische Gruppe an Menschen erreichen. Aufgrund ihres Expertenstatus und/oder der Verbundenheit zu ihren Anhängern sind Micro-Influencer begehrt. Mehrere Micro-Influencer erzeugen oftmals die noch grössere Wirkung als ein(e) Macro-Influencer/in. Es habe sich gezeigt, so der Fachmann, dass Erstgenannte oft eine höhere Like-Rate haben als die Influencer mit riesigen Follower-Zahlen und mit «Fans», die sich nicht einmal mit der Community der Autorinnen und Autoren identifizieren. Die Like-Rate und der «Trust Factor» nehme mit steigender Zahl der Follower rapide ab. Die Schweiz und speziell die Kantone und Regionen sind aufgrund der verhältnismässig geringen geografischen Ausbreitung und der Spezifikas deshalb prädestiniert für Micro- oder gar Nano-Influencing: 47 Prozent der Schweizer Instagrammer/innen bis 5000 Follower und sind sogenannte Nano-Influencer. Macro- (100’000 bis einer Million) und Mega-Influencer (über einer Million) sind mit etwas mehr als drei Prozent stark untervertreten.

    Reichweitenstarke Influencer/innen der Region
    Wir haben uns in der Region umgesehen, welche Micro- und Nano-Influencer/innen so unterwegs sind: Der Baslerin «gioialina», so der Instagram-Name, folgen aktuell 16’200 Abonnenten. Der Basler Fitness-Instagramer Claudio David kann auf über 23’000 Follower zählen. Stolze 24’100 Followern auf Instagramm kann die Fashion-Influencerin Jovana Matic, Instagram-Name «Joviilaiin», aufwarten. Die 22-Jährige lebte für mehrere Monate in London und «rutschte während der Fashion-Week irgendwie hinein, wie sie in Interviews sagt. Weitere reichweitenstarke Kanäle sind «Cecilias.Welt» (6000 Follower). Sie postet Themen über Natur und Swiss Lifestyle. Mit Natur sind vor allem Berge gemeint. Ihre Zielgruppe sind junge Menschen, welche in den Schweizer Bergen Ferien machen wollen. Rasem Kamal hat 17’000 Follower und ist Architekturgestalter. Seine Zielgruppe sind andere Künstler, Grafik- und Designfirmen. «Ella.zina» folgen 16’000 Leute. Sie ist Mutter von zwei Kindern und gibt anderen Müttern Tipps, unter anderem zu nachhaltigen Spielsachen. 10’000 folgen «Jasmin.H» und «Latishaa» auf Insta: Sie arbeitet in der Firma «Pure Urban Salon und Spa». Ihre Themen sind Mode und Fashion. Sie präsentiert ihre Frisuren und posiert mit hautenger Kleidung. Ihre Zielgruppe: junge Frauen.

    «Anais Indra» ist mit 30’000 Followern in der Champions League der Region Basel und postet über Beauty, Fashion und Lifestyle. Wie auch «Martina Faron» mit 22’000. Sie gehört der 40+ Generation an und bedient diese Zielgruppe. Doris Flury hat mit rund 108’000 Followers eine grosse Reichweite. Ihr Hauptthema: gesundes Essen. Die Ernährungswissenschaftlerin will so Leute inspirieren und kocht vieles selbst. Ihre Zielgruppe sind eher junge Menschen und Sportler/innen.

    Adrian Vogt: In der Champions League des Influencing
    Alles aber toppt Adrian Vogt, alias Aditotoro. Seit über drei Jahren macht der 21-jährige Basler schweizerdeutsche Youtubevideos für über 68’000 Zuschauer. Bei seinen Kurzvideos auf TikTok schauen sogar über 770’000 Leute zu. Sie sind mittlerweile Kult unter den Jugendlichen. Auf Tiktok generiert er annähernd 1,5 Millionen Follower. Seine Markenzeichen sind die komische Pilzfrisur, eine Sonnenbrille welche alt oder sehr klein ist und der Schnauz. Videos, Film und Moderation hat Adrian Vogt schon immer begeistert. Er arbeitet nebenbei als Moderator bei einer SRF Jugendplattform und startete kürzlich seinen eigenen Podcast «Luusbuebe», der auf grossen Anklang stösst. Vogt trifft sich auch mit Influencern aus Österreich oder Deutschland, um humorige Videos zu drehen. Das Video mit dem Rapper Sido hat eine halbe Million Likes erreicht. Dabei trägt er mal wieder seine kuriose Frisur mit Brille und Schnauz. Er hat im Schnitt zwischen rund 200 Kommentare pro Post. Manchmal sogar über 2000. Ein Tiktok-Video über die Euro 2020 wurde von einer halben Million Leuten geliked und mehr als 7000 Mal kommentiert sowie 19’000 Mal weitergeleitet. Auch sein Song zur Euro («Ramenez la Coupe a la Maison») wurde ein Hit.

    Wie wird man aber zur Influencerin oder zum Influencer? Instagrammerin «Girlinbasel» sagt: «Ich hatte nicht vor, Influencerin zu werden, ich war nur ein Mädchen, das wegen der Liebe in die Schweiz kam und anfing, über Aktivitäten in Basel und schöne Orte in der Schweiz zu berichten. Und so fand ich meine Community in einem neuen Land. Nun schreibe ich für 26’000 Follower über mein Leben als Ausländerin in Basel, poste aus den coolsten Restaurants, besuche die schönsten Orte der Schweiz, mache Wochenendtrips und gebe Tipps für die Freizeitgestaltung.» Instagrammerin «@lifeofbeti» ihrerseits, meint auch, dass alles ganz spontan entstand: «Ich bin Architektin von Beruf und mir hat das Fotografieren schon immer äusserst gefallen. Ich wurde von so vielen Sachen inspiriert, so dass ich angefangen habe, mich an diesen Orten zu fotografieren. Währenddessen habe ich mit den Kooperationen angefangen.» Nun beschäftigt sie sich mit Lifestyle. Für sie ist Instagram eine Plattform, bei der sie am Ende des Tages ihre Kreativität präsentieren kann: «Nicht viele wissen, wie viel Arbeit dahinter steckt. Im Laufe der Zeit kommen viele Anfragen für Kooperationen, die ich nicht alle berücksichtigen kann. Der Grund: Ich teste die Produkte immer zuerst selbst, um sicherzustellen, ob ich sie weiterempfehlen kann. Das Wichtigste, um in diesem Sektor erfolgreich zu werden, ist Offenheit, Ehrlichkeit und das Verbreiten von Optimismus.»

    Daniele Ciociola
    Laris Marbot



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