Bald wieder Eishockeyfieber in Basel

    Der EHC Basel steht an der Schwelle zur Swiss League. Die alles entscheidende Phase mit den Playoffs 2022 steht unmittelbar bevor und der grosse Favorit der MySports League muss den finalen Schritt zum Aufstieg schaffen. Würde der EHC Basel mit diesem Erfolg den Eishockeysport in der Region wieder salonfähig machen und eine neue Hockeybegeisterung entfachen?

    (Bild: IMAGO) Kann in Basel das Eishockeyfieber entfacht werden und wird Basel mittelfristig im Schatten des FC Basel doch noch klammheimlich zu einer «heimlichen Hockeystadt»?

    Wird Basel mittelfristig im Schatten des FC Basel doch noch zu einer Hockeystadt? Die Chancen stehen gar nicht so schlecht – sowohl in sportlicher Hinsicht wie auch bezüglich des Timings: Der im Teamsport der Region in der Öffentlichkeitswahrnehmung alles dominierende FC Basel erzeugt aktuell etwas weniger Begeisterung als in den Meisterjahren und das macht paradoxerweise Platz für andere populäre Sportclubs der Region. So auch für den EHC Basel.

    Die «Vision Swiss League»
    Die Nachricht liest sich unspektakulär: Der EHC Basel hat bei der Lizenzkommission einen Antrag zwecks Spielberechtigung auf die Saison 2022/23 in der Swiss League gestellt und verkündet nun formell grünes Licht zum Aufstieg im Falle der Erfüllung der sportlichen Kriterien. Aber das war der letzte Schritt zur Realisierung der «Vision Swiss League», an welcher der Club nunmehr seit Jahren hinarbeitet.

    Die Vision beinhaltet nicht nur sportliche und strukturelle Ziele. Es geht auch um viel mehr: Der Eishockeysport soll in der Region nach vielen Jahren im Dunstkreis der Öffentlichkeit wieder mehr Aufmerksamkeit und Begeisterung entfachen, eine «Connection» zu mehr Fans und eine Identität im Grossraum Basel erzeugen.

    (Bild: EHC Basel) EHC Basel-Sportchef Olivier Schäublin steht kurz vor der Realisierung seiner Vision… .

    Und es kommt ein weiterer Aspekt hinzu: Der EHC Basel ist in der MySports League ein «Fremdkörper»: Die Mannschaft ist auf allen Positionen – inklusive Cheftrainer und Assistenten – besetzt wie eine Swiss League Mannschaft. Strukturell und bezüglich Infrastruktur ebenfalls. Aufmerksame Leserinnen und Leser wissen: EHC Basel Sportchef Olivier Schäublin hat immer wieder betont, dass es für den Club aufgrund des ganzen strukturellen Setups keine Alternative gibt zum Aufstieg in die Swiss League. In der MySports League wäre man kaum mehr noch rentabel unterwegs – auch wegen der Aufrechterhaltung der Elite-Juniorenmannschaften, deren Führung und Betreuung einen dicken Budgetposten ausmacht. Olivier Schäublin: «Die Vision Swiss League wurde zu einem Projekt und ist nun ganz einfach alternativlos geworden.»

    Potenzial für Eishockey­begeisterung?
    Die einstige Hockeybegeisterung konnte in den letzten Jahrzehnten jeweils immer nur sporadisch aufrecht erhalten werden. In der Eishockey-Neuzeit gab es in den 80er und 90er Jahren eine aufflackernde Eishockeybegeisterung in Basel, gekrönt mit den Promotionen 1984 (mit dem legendären Jim Koleff) und 2000 in die damalige Nationalliga B. Zwischen 1977 und 1999 pendelte der EHC zwischen der Nationalliga B (von 1984 bis 1987) und 2. Liga, bis 2000 der Wiederaufstieg in die Nationalliga B am grünen Tisch erfolgte. 2002 wurde die St.Jakob Arena eingeweiht. Am 23. März 2003 gewann der EHC Basel den Final der B-Meisterschaft gegen den EHC Visp und nach 40 Jahren konnte die direkte Promotion in die damalige Nationalliga A gefeiert werden. In der Saison 2003/04 jedoch war ein Abstieg nicht mehr zu verhindern. Mit der Verpflichtung von Kent Ruhnke, ehemaliger Meistertrainer des SC Bern, wurde Basel gleich im Folgejahr B-Meister und besiegte in der Ligaqualifikation den HC Lausanne in der Best-of-7-Serie mit 4:3 und stieg somit wieder in die Nationalliga A auf. In der Saison 2005/06 schaffte der EHC Basel mit dem 6. Rang in der Qualifikation überraschend den Sprung in die Playoff-Viertelfinals und gleichzeitig den vorzeitigen Ligaerhalt. Dort kam es zum Duell gegen den Titelverteidiger HC Davos und man verlor die Best-of-seven Serie mit 4:1. 2008 stieg der EHC Basel nach drei Jahren in der höchsten Spielklasse wieder in die National League B ab. Doch dann kam der erneute Tiefpunkt: Im 2014 gab der Verwaltungsrat der EHC Basel AG unter Führung von Präsident Matthias Preiswerk bekannt, dass der Club zahlungsunfähig ist und deshalb Konkurs angemeldet hat. Weil alle Rettungsversuche scheiterten, wurde der Konkurs vollzogen. Die Liga entzog daraufhin dem Club die Lizenz. Und nun meldet sich der EHC Basel nach einer langen Durststrecke hoffentlich wieder zurück in eine der zwei höchsten Profiligen der Schweiz. Die Eishockeyfans der Region brauchen ein erfolgreiches Aushängeschild. Nicht zuletzt auch im Hinblick auf die Motivationswirkung für den Nachwuchs. Dass es nicht leicht wird, langfristig das Eishockeyfieber zu entfachen weiss auch Ueli Schwarz, ehemaliger Cheftrainer und Sportdirektor auf höchster Ebene, Ex-Liga-Direktor und einer der Frontleute bei den Organisationskomitees der Weltmeisterschaften 2009 und der leider der Conona-Pandemie zum Opfer gefallenen WM 2020. Er ist Delegierter des Verwaltungsrats beim EHC Biel, strategischer Berater bei der Basler Agentur Sportagon und bei Sportlifeone und amtiert als strategischer Berater und als TV-Experte beim Sportsender MySports. Und er kennt den EHC Basel sehr gut, war er doch jahrelang Sportdirektor beim EHC Basel, als dieser noch in der National League auf höchstem nationalen Niveau agierte: «Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es in Basel viel Potenzial gibt für Hockeybegeisterung. Aber es ist nach wie vor ein hartes Pflaster für Eishockey im Vergleich zu den traditionellen Eishockeyhochburgen.»

    Die Swiss League «braucht» den EHC Basel
    Nicht nur für die Region und die EHC Basel Community, auch für die Swiss League wäre ein Aufstieg so etwas wie ein Jackpot. Besonders im Bereich der Erweiterungsmöglichkeiten in der Vermarktung sowie bezüglich der Aufmerksamkeit in einer Schweizer Grossregion und auch im regionalen und nationalen Umfeld. Es liegt also auf der Hand: Der EHC Basel würde eine Fan-Community und Aufmerksamkeit in eine Liga bringen, die bereits mit einigen Clubs ausgedünnt ist, welche wenig Begeisterung zu erzielen vermögen. Basel würde bei Duellen gegen den EHC Olten oder gegen den SC Langenthal einen weiteren Derbycharakter erzeugen und die Hallen könnten sich wieder mehr füllen. Und das eben nicht nur in Basel. Nicht zu unterschätzen ist auch jener Aspekt: Der EHC Basel könnte den professionellen Betrieb der Juniorenabteilungen weiterhin gewährleisten, was dem Schweizer Eishockey prinzipiell zu Gunsten kommen würde.

    Die Swiss League «braucht» den EHC Basel. Mehr als es sich die Verantwortlichen der Swiss League zugestehen wollen. Man sieht sich einem Paradigmenwechsel konfrontiert. Klar ist jetzt schon, dass die EVZ Academy sich aus dem Spielgeschehen der Swiss League zurück zieht, während Kloten und Olten den Aufstieg in die National League anstreben, die dereinst vielleicht 14 Clubs beherbergen soll. Nun gehen der Swiss League die Teilnehmer aus. Heute besteht die SL noch aus elf (Saison 2021/22) und allenfalls in der Saison 2022/23 aus zehn Teams. Der EHC Basel ist ein Kandidat, der seit zwei Jahren alle Kriterien erfüllt. Bisher wurde der sportliche Aufstieg durch Reglemente und wegen der Pandemie unmöglich erreichbaren sportlichen Kriterien an einer Weiterentwicklung verhindert. Eine Promotion am grünen Tisch stand ja auch zeitweise zur Diskussion falls eine weitere Covid-Welle den Spielbetrieb erneut erlahmen liesse. Eigentlich sollte, so sagte damals Olivier Schäublin, der Sport im Vordergrund stehen und nicht politische sowie reglementarische Überlegungen. Der EHC Basel ist sicherlich in der MySports League wirtschaftlich bestens aufgestellt und erfüllt die mit Abstand besten sportlichen und infrastrukturellen Voraussetzungen aller Clubs. Aber der Platz des EHC Basel ist in der Swiss League und mittelfristig auch in der National League. Fazit: Will sich also die Swiss League «retten» und nicht zu einer «Flickwerk-Liga» mutieren, sollten alle den Baslern in den Playoffs die Daumen drücken.

    JoW

    Vorheriger ArtikelRot-grüne Gender-Sprachpolizei
    Nächster ArtikelTraumbesetzung «Eierlegende Wollmilchsau»?